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Revenge of Rakazel - Kapitel 6 deutsch

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Eninaj27's avatar
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Kapitel 6 - Der Krähenmann

So hatte er sich seinen Aufenthalt in Grismina nicht vorgestellt. Leander brauchte Geld und in großen Städten fand sich eigentlich immer irgendjemand, der etwas für einen zu erledigen hatte. Man musste nur wissen an wessen Türen man zu klopfen hatte. Oft waren die Aufträge zwar mies, aber sie gaben gutes Geld. Genau wie dieser. Nur, dass dieser Auftrag nicht nur mies war, er brachte vermutlich nicht mal mehr eine müde Münze ein. Die Aufgabe bestand darin während des Festes einen bestimmten adligen Wicht aufzuspüren, ihn zu beschatten und schließlich von seiner Begleitung wegzulocken. Es war jedoch nur die Rede von einer Zofe gewesen, nicht aber von einem Magier und dem Ritter. Sie waren ihm zuvorgekommen und hatten den Jungen vor seiner Nase weggeschnappt, gerade als er zum Zug kommen wollte. Von seinem Misserfolg frustriert hatte sich Leander zu den drei Pappnasen am Brunnen gesellt und war von dem Händler zum Plaudern überredet worden. Seinem Glücksstern zum Dank, hatte er dadurch mitbekommen, dass der Bengel plötzlich verschwunden war. Bei Mafuu, er hatte eine zweite Chance bekommen und sich sofort guter Dinge auf die Suche gemacht. Umsonst… Von dem Jungen fehlte jede Spur und überall liefen Ritter herum, die seine Suche zusätzlich erschwerten. Dann hatte es auch noch angefangen zu regnen.

Verdammt! Leander war nun schon fast zwei Stunden durch das Fuorium gehetzt und das bei diesem Hundewetter. Das Ergebnis blieb ernüchternd. Er war völlig durchnässt, seine triefende Kleidung klebte ihm auf der Haut und der Regen war sogar schon bis in die Stiefel hinein gelaufen, sein Magen knurrte und die Erschöpfung ließ es ihm langsam leid werden, die Suche fortzusetzen. Hier draußen würde er in dieser Nacht sicher keinen entlaufenen Jungen mehr finden. Wenn dieser klug war, dann hatte er sich mit großer Wahrscheinlichkeit irgendwo ein halbwegs trockenes Versteck gesucht oder war sonst wo untergekrochen. Der Auftrag war jedenfalls vergeigt, die Belohnung konnte er sich abschminken, jetzt musste er die ganze Geschichte nur noch seinem Auftraggeber beichten. Nur was sollte er dem Kerl erzählen?

„Tut mir wirklich leid, aber ich war leider zu unfähig den Auftrag auszuführen. Tja, schönen Abend noch, man sieht sich."

Der würde das sicher nicht so witzig finden und für Leander stand ja auch sein guter, schlechter Ruf auf dem Spiel. Wer heuerte denn noch jemanden an, der zu dumm war, einen simplen Auftrag auszuführen? Da gab es jetzt nur noch eine Möglichkeit… Wenn er es schlau anstellte, konnte er den Kerl einfach heimlich abstechen um so an das Geld heranzukommen. Keine besonders feine Alternative, aber er musste ja schließlich auch von was leben. Ein toter Mann erzählte zudem keine unschönen Geschichten über ihn und der Kerl brauchte sich dann auch keine Gedanken mehr machen, ob er den Jungen hatte oder nicht. Ja, das war ein guter Plan, so würde er es machen.

Er vermied es auf dem Weg zum Treffpunkt die Hauptstraßen zu benutzen. Stattdessen schlenderte er durch verwinkelte, schmale Gassen, um einer unangenehmen Begegnung mit einem Ritter möglichst aus dem Wege zu gehen. Sein Zielort befand sich im Herzen der Unterschicht, mitten in den Slums. Die Häuser waren hier allesamt potthässlich und der Boden vom Regen aufgewühlt und schlammig. Die herunter gespülten Farben durchweichter Papierfähnchen tropften traurig in die darunter liegenden bunten Pfützen. Von dem Kerl fehlte allerdings jede Spur. Vielleicht war dem komischen Kauz inzwischen eingefallen, dass er auf dem Fest weit schönere Dinge mit dem Belohnungsgeld anstellen konnte, als Leander zu bezahlen und machte damit jetzt lieber irgendwo einen drauf. Leander ließ sich nicht gern verarschen, nein, da stand er ganz und gar nicht drauf. Was diese ganze Entführungsgeschichte betraf, die war doch ohnehin absolut wahnwitzig. „Ach, Mist!" Er lehnte sich an eine überdachte Hauswand die einigermaßen trocken geblieben war und wartete. Eine halbe Stunde, nicht länger, sagte er sich. Wenn der Typ bis dahin nicht aufgetaucht war, dann gab es keinen Grund mehr hier zu bleiben. Ihm wurde es zu ungemütlich in der Stadt und das lag nicht nur am Regen. Die Ritter drangen schon in die ärmlicheren Viertel vor um dort die Häuser der armen Schweine zu durchsuchen. Er hatte keine Lust doch noch aus Versehen auf eine Gruppe davon zu stoßen und denen Rede und Antwort stehen zu müssen, warum er hier mutterseelenallein in der Gasse Däumchen drehte. Verdammt, wenn das nicht verdächtig aussah… Er hatte keine Lust wie dieser Seik zu enden. Dann lieber das Geld endgültig sausen lassen und seinen Hintern schnell raus aus der Stadt bekommen.

„Da bist du ja endlich."

Leanders Kopf fuhr herum. Seine Hand lag sofort an dem Wurfmesser, das gut versteckt unter seinem Oberteil lag. Dann spähte er die Gasse entlang. Weiter hinten, in den Schatten verborgen, entdeckte er die Gestalt seines Auftragsgebers. Er war mit einem weiten, dunkelbraunen Poncho bekleidet, der knapp bis über den Boden reichte und sich kaum von der Dunkelheit abhob. Das Gesicht war verdeckt. Natürlich, er trug immer noch eine dieser peinlichen Mafuumasken, die es an jedem beliebigen Feststand zu kaufen gab, zusammen mit dem ganzen anderen Souvenirschnickschnack. Sie war mit Steinchen und Blättern verziert und als Wölbung für die Nase ragte ein längeres, schnabelartiges Gebilde heraus. Eigentlich sollten diese Masken lustig aussehen, aber bei Mafuu, in der Dunkelheit von diesem Kerl getragen fand er sie einfach nur unheimlich. Die bunten Blätter, die Federn darstellen sollten, sahen im Schatten allesamt grau aus. Nicht wie bei einem schillernden Vogel, sondern eher wie bei einer Krähe. Leanders Herz schlug einen Moment lang schneller, er hatte wirklich nicht bemerkt, dass sich ihm jemand genähert hatte.

„Pass auf deine Hand auf", raunte die Stimme im versöhnlichen Tonfall. „Erkennst du deinen Auftraggeber nicht wieder, Lea?"

Offenbar spielte der Krähenmann auf seine Waffe an, nach der Leander instinktiv gegriffen hatte. In Sachen Aufmerksamkeit hatte der im Augenblick eindeutig die Nase vorn. Seinen Plan mit dem Attentat konnte er sich dann wohl auch aus dem Kopf schlagen. Es wäre eine denkbar einfältige Idee ein Opfer anzugreifen, wenn es ihn jetzt einschätzen konnte. Außerdem musste der Typ echt gut sein, wenn er es so einfach geschafft hatte sich an ihn heranzuschleichen ohne bemerkt zu werden. Er hatte wirklich alles vermasselt, was man vermasseln konnte. Großartige Leistung, Leander… Zwar besaß er noch ein zweites, gut verstecktes Messer, doch wer konnte schon wissen, was der Kerl dort alles unter seinem Poncho verborgen hielt. Er zog die Hand, die auf dem Messer ruhte langsam wieder zurück und trat ein paar Schritte auf den Kerl zu.

„Eine dunkle Kutte sieht im Schatten aus wie jede andere", sagte er betont lässig und überlegte bereits wie er sich jetzt aus der Sache rausreden sollte ohne einen schlechten Eindruck zu machen. Wobei, einen schlechten Eindruck hatte er bestimmt schon gemacht, jetzt musste er sich echt rauswinden. Aber Leander war es gewohnt sich durch die Scheiße zu wühlen. „Entschuldige die Verspätung. Im Fuorium ist es grad ein wenig hektisch."

„Und ich dachte schon du hättest kalte Füße bekommen und dich aus dem Staub gemacht." Die Lippen unter dem Maskenschnabel formten ein verschmitztes Lächeln. „Und? Hast du Deviresh gefunden?"

Der Moment der Wahrheit. Leander schnalzte gelassen mit der Zunge und setzte sein Pokerface auf. „Tja, leider gab es da wohl ein kleines Problem. Dein Informant hat wie es aussieht ein bisschen gepennt. Das Vögelchen war nämlich nicht nur mit der Zofe unterwegs, da war plötzlich noch ein Magier dabei." Dem Typen jetzt den Schlamassel in die Schuhe zu schieben war immer noch besser als selber den Schwanz einzuziehen und zuzugeben, dass man versagt hatte.

„Wenn es doch immer so einfach wäre, wie man es sich wünscht. Hast du ihn dann nicht weiter beschattet?" Der Mann seufzte.

„Doch, sicher, die netten Herren haben den Knaben dann zurück ins Dentrium geschleppt. Danach bin ich abgehauen, weil mir die Sache zu riskant wurde. Mit einem Magier leg ich mich nicht an. Ich bin nicht lebensmüde, weißt du?"

Der Mann senkte nachdenklich den Kopf und Leander verwettete gerade seinen Hintern darauf, dass er sich nun erstmal eine wütende Predigt darüber anhören durfte, die seine Unfähigkeit als Attentäter betraf. Aber anstatt die Stimme verärgert zu erheben, lachte er nur amüsiert auf.

„Das war sicher eine sehr weise Entscheidung von dir. Bei Mafuu, wo kämen wir denn dahin, wenn sich die Attentäter und Gauner heutzutage alle in risikoreiche, gefährliche Situation stürzen würden? Nicht auszudenken."

Leander schluckte den Ärger über diese Äußerung herunter. Eins zu Null für den Krähenmann. „Es ist mies gelaufen, in Ordnung, aber…"

„…dennoch gut für uns möcht ich behaupten!"

Was daran sollte bitte schön gut sein? Sicher meinte er das Verschwinden des Jungen, aber das machte nun auch keinen Unterschied mehr. „Da muss ich dich enttäuschen." Leander zuckte mit den Schultern. „Dass die Ritter immer noch so fieberhaft auf der Suche sind, kann zwar nur bedeuten, dass der Junge nicht wieder im Dentrium angekommen ist, keine Ahnung, was genau passiert ist, aber glaub mir, ich habe mir gerade die Füße wund gelaufen und ihn nicht gefunden. Ich wette er hält sich irgendwo versteckt. Oder wurde versteckt. Vielleicht ist dir jemand zuvorgekommen."

„Ja vielleicht. Oder vielleicht hast du einfach nicht gründlich gesucht."

„Soll heißen?"

„Ich weiß wo sich der Junge gerade befindet."

„Was?? Heißt das, du hast du ihn längst?"

„Nein. Aber ich habe gesehen wie der Junge zusammen mit einem Mädchen vor den Rittern in die Slums geflohen ist und sie heimlich bis zum Haus des Mädchens verfolgt. Dort dürfte er sich jetzt immer noch aufhalten…"

Was sollte dann das Ganze? Wollte der Krähenmann ihn auf den Arm nehmen? Leander wusste ja, dass er den Auftrag vergeigt hatte, aber musste er sich deswegen von diesem Kauz noch ins Lächerliche ziehen lassen? Es ärgerte ihn und er konnte nicht verhindern, dass nun ein wenig unterdrückte Wut in seiner Stimme mitschwang. „Na bravo, dann weißt du ja wahrscheinlich auch schon wie du dir den Jungen schnappen kannst. Viel Glück…" Er wollte gerade gehen, als ihn die Stimme des Krähenmanns zurückhielt.

„Du gehst? Bist du etwa nicht mehr an der Belohnung interessiert?"

„Lass gut sein..."

„Warte, kein Grund eingeschnappt zu sein. Warum glaubst du, habe ich hier beim Treffpunkt auf dich gewartet? Ich könnte immer noch Hilfe dabei gebrauchen."

Leander stoppte. Meinte er das ernst? Er wollte noch immer seine Dienste in Anspruch nehmen? Er wägte kurz ab. Das war seine Chance wieder aus der Sache herauszukommen. Natürlich wollte er die Belohnung, aber er entschied sich dazu mit seiner Freude erst einmal hinterm Berg zu bleiben. Er wartete einen Augenblick und drehte sich dann langsam wieder seinem Auftraggeber zu, die Arme hielt er dabei locker vor der Brust verschränkt. „Ach, tatsächlich?"

„Ich kann diese Sache nicht alleine durchziehen. Wie du schon sagst, die Ritter sind heute ziemlich lästig und das hier ist zu wichtig für mich, als dass ich mir den Plan noch mal von irgendwem gefährden lassen könnte. Ich muss auf Nummer sicher gehen und dafür brauche ich eine zweite Person. Dich."

„Schieß los, was kann ich für dich tun?"

„Nun, ich dachte du bist ja ein ganz charmanter Kerl. Du gehst hin, erschleichst dir wie vereinbart das Vertrauen des Jungen und bringst ihn zum neuen Treffpunkt. Ich warte solange dort auf euch und pass auf, dass uns kein Ritter einen Strich durch die Rechnung macht."

„Ja, ich bin sehr charmant, sogar zu Kerlen wenn es sein muss, aber die Götter haben mich nicht grad mit dem vertrauenserweckendsten Gesichtchen gesegnet, also warum übernimmst du nicht den Jungen und ich steh Schmiere?"

„Das geht nicht. Die Maske." Der Krähenmann tippte dagegen, als rufe er eine offensichtliche Tatsache in Erinnerung. Wollte der Geck ihn schon wieder auf den Arm nehmen?

„Was ist damit?"

„Ich sehe zwar absurd gut aus, aber der Junge darf mein Gesicht jetzt noch nicht sehen. Und glaubst du er würde einem maskierten Fremden trauen?"

Leander überlegte kurz. Irgendetwas daran gefiel ihm nicht, aber der Kunde war schließlich König. Trotzdem wollte er irgendwie ausschließen, dass der Kerl doch noch auf den dummen Gedanken kam ihn übers Ohr zu hauen. „Okay, ich machs, aber die Sache ist jetzt ziemlich heikel. Ich will einen Anteil der Belohnung im Voraus", verlangte er dreist. Einen Versuch wars wert. Wenn wieder was schief ging, dann war der Tag wenigstens nicht völlig nutzlos verlaufen.

Der Krähenmann betrachtete ihn mit grauen, scharfsinnigen Augen, die durch die Maske hindurchspähten. Für einen kurzen Moment regte sich in Leander der unangenehme Verdacht, dass er sich gerade eine Frechheit zuviel herausgenommen hatte, aber seine Sorge blieb unbegründet. Mit einem gespielten Seufzen streckte der Maskierte seinen Arm aus einem seitlichen Schlitz des Ponchos heraus und hielt Leander seine schwarz behandschuhte Hand entgegen, wo zwischen Daumen und Zeigefinger ein golden funkelnder Ring steckte. Leander tat ungerührt und musterte den Ring abschätzend. Er hatte eigentlich mit Geld gerechnet, aber die Verzierungen sahen ziemlich edel aus. Der musste verdammt nochmal einiges wert sein. In Gedanken ging er schon mal alle Hehler durch die er kannte und was er dafür bekommen könnte. Dann landete der Ring in seiner Hand und langsam fühlte sich die Situation wieder besser an. Deutlich besser. „Du kannst auf mich zählen."

„Wusst ichs doch, dass du Mistkerl genug bist, die Sache durchzuziehen", sagte der Krähenmann süffisant.

Leander blickte ihn an. Mit ruhiger, fast leiser Stimme raunte er. „Es ist immer dasselbe, gerade die Leute, denen meine Dienste immer Nutzen bringen, beschweren sich am lautesten über meine Art zu leben." Er lächelte kalt. „ Sag, heiliger Mann, wo soll der "Mistkerl" die Beute abliefern?"

„Auf der Müllhalde"

„Oh, reizend. Ich lobe deinen Ideenreichtum." Gab es einen besseren Ort um ein dreckiges Geschäft abzuwickeln?

„Bei dem ganzen gammeligen Gemüse was momentan aus dem Dentrium abgeladen wird, stinkt es da bestialisch. Die Ritter werden es also hoffentlich meiden, da allzu lange herumzuschnüffeln und wer vermutet dort auch schon einen entflohenen Bengel? Also, gehen wir die Sache an, Lea? Wir sollten uns beeilen, bevor uns die Ritter zuvor kommen."

„Alles klar. Aber pass auf, Krähenmann, ich habe einen Namen und glaub mir, soviel kannst du nicht zahlen, dass du mich so nennen dürftest", brummte Leander.

„Natürlich, wenn dir soviel daran liegt, werde ich dich selbstverständlich Leander nennen, aber nur unter einer Bedingung… sag ja kein zweites Mal Krähenmann zu mir. Bei Mafuu, das klingt absolut albern."

„Schon gut. Und wie heißt du? Du hast mir deinen Namen ja noch nicht verraten."

„Nenn mich Balbaris."
Kapitel 6 "Der Krähenmann" aus unserer Story "Revenge of Rakazel" Endlich kommt die Sache ins Rollen :)

Geschrieben von :iconeninaj27: und :iconm-i-d-s:

Für die nächsten Kapitel benötigen wir noch Zeit, also habt bitte etwas Geduld. Ihr könnt uns gerne schreiben wie die Story und die Charaktere euch bislang gefallen. ^^ Für uns ist es einfach sehr spannend wie unsere Jungs und Mädels bei euch rüberkommen.
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